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Inform@Risk - Stärkung der Resilienz informeller Siedlungen gegen Hangbewegungen

Weltweit steigt die Zahl gefährdeter Menschen in Erdrutschgebieten durch unkontrollierte Urbanisierung und Auswirkungen des Klimawandels. Das Ausmaß erforderlicher Umsiedlungen überfordert in der Regel Kommunen und Verwaltungen mit begrenzten finanziellen Mitteln. In der kolumbianischen Stadt Medellín erstrecken sich selbstgebaute Stadtviertel über Berge, deren Hänge immer wieder nachgeben und ganze Siedlungen unter sich begraben. Das deutsch-kolumbianische Forschungsprojekt Inform@Risk entwickelt gemeinsam mit Ortsansässigen der informellen Siedlungen von Medellín ein kostengünstiges und wartungsarmes Frühwarnsystem.

Geosensoren für informelle Siedlungen

Weltweit treiben die Folgen des Klimawandels und ungesteuerte Siedlungsentwicklung die Anzahl von Erdrutschen bedrohter Menschen kontinuierlich nach oben. Frühwarnsysteme bieten eine wirksame Alternative zur Umsiedlung von Menschen in erdrutschgefährdeten Regionen. Allerdings sind ihre Einsatzmöglichkeiten in ärmeren Regionen aufgrund eingeschränkter Genauigkeit und hoher Kosten bisher limitiert. Das Verbundprojekt Inform@Risk zielt auf die Entwicklung eines kostengünstigen und ortsspezifischen Frühwarn- und Evakuierungssystems, das speziell an die komplexen räumlichen und sozialen Bedingungen informeller Siedlungen angepasst ist.

Entwicklungs- und Teststandort für das Frühwarnsystem ist die Stadt Medellín in Kolumbien, wo derzeit ca. 100.000 Menschen in gefährdeten Gebieten leben. Erstmalig in einem informell besiedelten Gebiet soll ein dichtes Netz an Geosensoren installiert werden, das kleinste Hangbewegungen detektieren kann und präzise Vorhersagen für Warnungen ermöglicht.

Blick von Barrio La Cruz auf Medellín im Aburrá Tal. © Fachgebiet Landschaftsarchitektur und Entwerfen, Leibniz Universität Hannover, Christian Wertmann

Das deutsche Team, das Kompetenzen der Geotechnik sowie Stadt- und Landschaftsplanung umfasst, wird mit einem kolumbianischen Team aus Experten des Katastrophenmanagements, Stadtplanern, Sozialarbeitern, Bürgerinitiativen und betroffenen Ortsansässigen zusammenarbeiten.

Vernetzung von Frühwarnsystemen, Web-Technologien und Landschaftsplanung

Das Projekt erhebt Daten auf Ebene der Stadtregion, des Stadtteils und des Quartiers. In jeweils einem exemplarischen Stadtteil und Quartier wird das Frühwarnsystem gemeinsam mit den Menschen vor Ort implementiert und getestet werden. Bei der Datenerhebung kommen kostengünstige und einfach zu handhabende Sensorensysteme zum Einsatz, die Daten über unterirdische Prozesse der erdrutsch-gefährdeten Hänge gewinnen. Die Verbindung mit einer automatisierten Analyse-Software soll die Zuverlässigkeit und Benutzerfreundlichkeit des Systems verbessern. Zusätzlich werden Informationen aus Smartphone-basiertem Crowdsourcing, aus Fernerkundungsdaten und sozialen Medien verwendet, um technisches Expertenwissen stärker mit dem Erfahrungswissen der Einwohner informeller Siedlungen zu verbinden. Die Sensorenelemente, Evakuierungsrouten und Schutzräume werden gut sichtbar im öffentlichen Raum der Siedlungen als multifunktional nutzbare Elemente integriert, die im alltäglichen Leben der Menschen präsent sind. Sie sollen Sicherheitsgefühl und Eigenverantwortlichkeit der Menschen stärken.

Inform@Risk folgt der Methode von Reallaboren, in denen Experten und Ortsansässige gemeinsame Lösungen für speziell zugeschnittene Warn- und Evakuierungsstrategien in einem kooperativen und transdisziplinären Entscheidungsprozess entwickeln.

Handlungsempfehlungen für ein integriertes Frühwarnsystem

Während der Trainings- und Testphase wird das neu entwickelte Frühwarn- und Evakuierungssystem für ein Jahr lang im Quartier erprobt und abschließend evaluiert. Von den Ergebnissen erhoffen sich die Projektbeteiligten nicht nur Aufschluss über die technischen Faktoren wie Funktionalität, Kosteneffizienz und Präzision des Low-Tech-Ansatzes. Auch die Akzeptanz des Gesamtsystems bei den Ortsansässigen und die Nachhaltigkeit des Beteiligungsprozesses sind für das Projekt von Bedeutung.

Die Einbeziehung der Bewohner in Entwicklung, Bau und Unterhaltung des Frühwarnsystems sowie die kontinuierliche Aktualisierung von Daten mit Hilfe von durch Ortsansässige freiwillig erstellten Geo-Information sind ein wichtiger Baustein, um Akzeptanz und Sicherheit des Systems zu steigern. Software und Daten werden daher öffentlich zugänglich und übertragbar sein. Aus den Erkenntnissen des Projekts werden Handlungsempfehlungen für die Übertragbarkeit eines integrierten Frühwarnsystems erarbeitet. Dies ermöglicht es lokalen Verwaltungen und Kommunen, ein proaktives und ortsspezifisches Risikomanagement zu betreiben.

Die städtischen Behörden der Katastrophenvorsorge in Medellín beabsichtigen, den Prototyp des Frühwarnsystems in ihre Praxis zu integrieren und auf andere Standorte der Andenregion zu übertragen. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung eines marktfähigen, kostengünstigen und alltagstauglichen Systems, das bevorzugt in den kapitalschwachen Wachstumszonen der globalen Urbanisierung einsatzfähig ist.

Blick von Barrio La Cruz auf Medellín im Aburrá Tal. © Fachgebiet Landschaftsarchitektur und Entwerfen, Leibniz Universität Hannover, Marcus Hanke

Wiki Structure

Dieses Wiki ist nach den vier Teilen eines Frühwarnsystems aufgebaut: Risiko-Analyse, Monitoring und Warnung, Verbreitung und Kommunikation von Warnungen und Reaktionsfähigkeit. Ein zusätzliches Kapitel, Ressourcen, enthält die notwendigen Dokumente und herunterladbaren Dateien, die zum Nachbau des Systems benötigt werden.

(Text und Bilder dieser Seite stammen von der Projekt-Website)

de/start.txt · Zuletzt geändert: 2023/01/25 15:55 von m-gamperl